von Dirk Piepho
Heute möchte ich Euch von einer Erfahrung erzählen, die mir als Logopäde besonders im Gedächtnis geblieben ist. Vor einiger Zeit kam ein kleiner Junge namens Jonas zu mir in die Praxis. Er war fünf Jahre alt und hatte in den letzten Monaten immer häufiger Schwierigkeiten beim Sprechen.
Oft konnte er einfache Wörter wie „Mama“ oder „Auto“ nicht flüssig aussprechen und wiederholte stattdessen die Anfangslaute: „Ma-ma-ma-ma-mama“. Wenn er aufgeregt war, schien es, als ob die Worte in seinem Mund feststeckten.
Seine Mutter war sichtlich besorgt und fragte mich: „Wächst sich das nicht von alleine aus?“ Diese Frage höre ich von vielen Eltern. Tatsächlich ist es nicht ungewöhnlich, dass Kinder in einem bestimmten Alter mit dem Sprachfluss kämpfen. Doch ab wann solltet Ihr Euch wirklich Sorgen machen? Und was könnt Ihr tun, um Eurem Kind zu helfen?
In diesem Artikel möchte ich Euch einige Informationen über die Hintergründe des Stotterns, die Symptome, Therapiemöglichkeiten und wichtige Warnsignale geben, bei denen Ihr professionelle Hilfe in Anspruch nehmen solltet.
Stottern ist mehr als nur eine Phase des „holprigen“ Sprechens. Es handelt sich um eine Sprachstörung, bei der der normale Redefluss unterbrochen wird. Stottern kann sich durch Wiederholungen von Lauten oder Silben, Dehnungen von Wörtern oder Blockierungen äußern. Zum Beispiel wiederholt ein stotterndes Kind oft Laute, bevor es das Wort richtig aussprechen kann: „B-b-b-ball“.
Die genauen Ursachen für Stottern sind nicht immer klar. Viele Experten sind sich jedoch einig, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen. Wenn in Eurer Familie schon einmal jemand gestottert hat, könnte Euer Kind ebenfalls betroffen sein. Auch neurologische Aspekte können eine Rolle spielen – das Gehirn verarbeitet Sprache möglicherweise anders, was zu Stottern führen kann. Zusätzlich können Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Ich erinnere mich, dass Jonas’ Eltern mir erzählten, dass er besonders dann stotterte, wenn er im Kindergarten vor der Gruppe sprechen musste. Zu Hause war sein Sprechen oft flüssiger, während er in der KiTa mehr unter Druck stand.
Es gibt verschiedene Symptome, auf die Ihr achten könnt, wenn Ihr bei Eurem Kind Stottern vermutet. Hier sind einige häufige Anzeichen:
Diese Symptome können einzeln oder in Kombination auftreten.
Wenn Ihr feststellt, dass Euer Kind stottert, gibt es viele Möglichkeiten, wie Ihr es unterstützen könnt. Hier sind einige Tipps für den Alltag:
Wenn das Stottern jedoch länger anhält oder sich verstärkt, kann eine gezielte Therapie hilfreich sein. In der Logopädie arbeiten wir mit verschiedenen Methoden, die auf die Bedürfnisse Eures Kindes abgestimmt sind. Bei der direkten Therapie lernen Kinder, den Sprachfluss aktiv zu verbessern, während bei der indirekten Therapie das Umfeld des Kindes, einschließlich der Eltern und Erzieher, geschult wird, um das Sprechen positiv zu unterstützen.
Es ist nicht immer einfach zu entscheiden, ob das Stottern nur eine vorübergehende Phase ist oder ob Ihr aktiv werden solltet. Hier sind fünf Anzeichen, bei denen Ihr unbedingt professionelle Unterstützung suchen solltet:
Das Stottern belastet Euer Kind emotional: Kinder sind oft sehr sensibel, wenn sie anders sprechen als ihre Freunde. Wenn Euer Kind durch das Stottern emotional belastet ist oder sich zurückzieht, solltet Ihr nicht zögern, einen Spezialisten aufzusuchen.
Stottern kann für Euch und Euer Kind eine herausfordernde Zeit sein. Seid geduldig und verständnisvoll und zeigt Eurem Kind, dass es in einem sicheren Umfeld sprechen kann. In vielen Fällen lässt sich das Stottern gut behandeln, und mit der richtigen Unterstützung kann Euer Kind seine Sprachfähigkeiten verbessern und ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln.
Wenn Ihr bei Eurem Kind einige der oben genannten Warnsignale bemerkt, zögert nicht, professionelle Hilfe zu suchen. Gemeinsam können wir den Weg zu einem flüssigeren Sprechen ebnen.
Hier findet ihr weitere Informationen zum Thema. Seid ihr unsicher, sprecht mit eurer Kinderärztin oder eurem Kinderarzt über das Thema oder meldet euch bei uns.
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